Auf Anfrage haben zwei Schellen-Produzenten abgesagt, da es mit den von ihnen verwendeten Materialien nicht realisierbar sei.
Nach weiteren eigenen Recherchen, fanden wir einen Hobby-Astronomen, der mit der Entwicklung von Teleskopen und Zubehör vertraut ist.
Dieser Hobby-Astronom ist Maschinenbau-Ingenieur und entwickelte per CAD die "Stahl-Spanngurt-Multiplex" Rohrschellen. Gemäß seiner Computer-Berechnung reicht die Stabilität aus. Die geniale Idee daran ist, daß die Schellen unterschiedlich dick sind. Der Multiplex-Teil der Schellen hat 4cm Höhe, die daran verschraubten V2A-Spanngurte - an denen die 3 Schienen problemlos vorbeigleiten können - haben aber nur 1mm:
vorher und nachher: 16" Rohrschellen mit Schiene (nur 1,8kg Gewicht)
Die 3" Schnell-Kupplung der EQ-8 wurde entfernt (Gewichtsersparnis übrigens 2,2kg) und die 3cm dicke Multiplexschiene direkt mit der EQ-8 verschraubt. Somit erhöht nicht nur die direkte Befestigung der Schiene mit 4 M5 Schrauben die Stabilität. Neben der Gewichtsersparnis rückt auch der Tubus 2,5cm näher an den Schwerpunkt. Ebenso die Gegengewichte. Das reduziert das Schwingungsverhalten:
Multiplex-Schiene (40*15*3cm) direkt verschraubt
Die kleinen RA- und DE-Klemmhebel wurden abgeschraubt und jeweils durch einen Imbussadapter ersetzt. So kann man jetzt problemlos die Klemmungen mit einen Inbus-Schlüssel öffnen und schließen:
Der 16" Tubus wiegt 32kg, mit Schellen und dem meist verwendeten 2" 28mm UWAN Okular sind das 35kg Gesamtgewicht. Genau die richtige Gewichtsklasse für die EQ-8! In den meisten Positionen kann gut im Stehen beobachtet werden. In Zenitnähe ist die maximale Einblickshöhe von 2 Metern erreicht, somit ist hier ein kleiner Schemel zum Draufstellen notwendig. Ein immenser Vorteil des Flextube ist sein geringer Platzbedarf. Bspw. kann erst in eingefahrenem Zustand die Gartensternwarte problemlos geschlossen werden (rechtes Bild). Der Tubus zeigt nach unten, so erledigt die Schwerkraft das Öffnen des Flextube:
Isomatte als Streulichtschutz: bspw. wenn der Mond seitl. in den Tubus scheint
"Inspektion" für die EQ-8
Mai 2017: Da unsere EQ-8 fast 4 Jahre intensiver Nutzung hinter sich hat, ist eine Inspektion notwendig. Das Schneckenspiel in RA und DEC muß neu eingestellt werden. Insbesondere in der Rektazension, denn hier müssen ja 70kg Gesamtgewicht bewegt werden, doppelt so viel wie in der Deklination. Eine Reinigung und Neufettung der Schneckenräder und Schneckengetriebe erschien ebenfalls sinnvoll. Inbesondere in RA sah das original Fett schon ziemlich verbraucht aus (siehe Bild: RA-Schneckenrad und RA-Schneckengetriebe vor der Reinigung und Neufettung) und mußte mit einem Hochleistungsfett (Liqui Moly LM 50), das für hohe Temperaturbereiche geeignet ist, ersetzt werden:
Dieselben Arbeiten an der DEC-Achse. Wie ersichtlich ist fast kein Getriebefett mehr vorhanden. Bei höheren Temperaturen machte sich die DEC-Achse zeitweise durch lautes Quietschen bemerkbar. Im Gegensatz zur RA-Achse - deren Motor durch einen Zahnriemen mit dem Schneckengetriebe vorbunden ist - erfolgt die Verbindung des DEC-Motors durch eine Gummiwellenkupplung. Beide Kupplungsarten gleichen geringe Montagetoleranzen aus. Außerdem werden Schäden an Getriebe und Zahnrad bei unbeabsichtigten abrupten Stopps vermieden (bspw. wenn der Tubus oder die Gegengewichtsstange gegen ein Hindernis stößt):
Nach Abschluß der Servicearbeiten läuft die EQ-8 wieder "butterweich" und leise, wie neu!
Übrigens: Ohne diese Wartungsarbeiten hatte unsere EQ-8 eine GoTo Ungenauigkeit von 0,5 Grad (so wird es auch von vielen EQ-8 Anwendern bestätigt). Nach der Wartung hatte unsere EQ-8 nur noch max. 0,1 Grad Abweichung, d.h. bei 300facher Vergrösserung mit einem 6mm UWA ist das gewünschte Objekt immer zu sehen !
Beobachtungssitz und - tisch für den 16" Newton
Aufgrund der Beobachtungshöhe des 406/1800 Tubus auf der EQ-8 stößt man mit üblichem Zubehör schnell an Grenzen. Bspw. ist bei einem Beobachtungsstuhl bei etwa 90cm Sitzhöhe Schluss. Mit einer Hartholzstaffelei - ergänzt um eine Sitzfläche - lassen sich Höhen von 100-130cm realisieren. Beobachtungen in Zenitnähe lassen sich so auch im Sitzen erledigen. Um nicht ständig diese bequeme Sitzpostition verlassen zu müssen, bspw. um Sternenkarten zu lesen, haben wir ein kostengünstiges höhenverstellbares "Rednerpult" gebaut. Basis hierfür ist ein 2m langes Abflussrohr, das in zwei Hälften geteilt wurde. Die innere Hälfte wurde der Länge nach mit einer Flex durchtrennt. Somit ließ sich der Durchmesser verkleinern und die beiden Rohrhälften ineinanderschieben. Das "Pult" ist zwischen 100cm und 160cm variierbar.
Beobachtungen des Virgo-Galaxienhaufen waren mit diesem Zubehör ein Erlebnis! Den Deep Sky Atlas mit etwa 100 verzeichneten Virgo-Galaxien auf dem Pult, den Synscan Controller in der Hand, bequem sitzend das Okuar in Augenhöhe. So vergingen die Stunden wie im Fluge ...
Teleskope WEIGEL
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